Einmal das Gap of Dunloe selber mit dem Auto fahren, vom schlechtesten Essen in Irland, und der Landschaft zwischen dem "Gap" und dem "Ring"

Seltsamer Titel, oder?

Das Gap of Dunloe ist eine Schlucht, tief im Herzen von Kerry. Touristen lassen sich dort durchkutschieren, oder gehen wandern. Papa Razzo hegt aber einen Herzenswunsch: mit dem Auto selber durch das Gap fahren! Da wir auf unserem Hinweg das Innere von Kerry nur gestreift haben, steht der Entschluß fest: wir fahren nochmal runter nach Kerry, und machen eine Tour auf den Nebenstraßen, inkl. dem Gap.

Wir verlassen Kinvarra, und nehmen die N67 und N85 über Lisdoonvara und Ennis, da fahren wir auf die M18 nach Limerick. Durch den Tunnel durch (Maut!) geht es auf die M20 Richtung Killarney. Kurz vor Adare wird daraus die N21. Es geht durch Newcastle West hindurch, und auch Abbeyfeale ist Station. Hinter Abbeyfeale gibt es dann einen Kaffee.



Lange Strecke, kurzer Text? Die Städte sprechen uns nicht an, und die Landschaft ist typisch irisches Weideland. Nicht so unser Ding, wir wollen Meer, Seen, Berge ;)

In Castleisland geht es weiter auf der N23, und dann über die N22 nach Killarney. Dort mit "geschlossenen Augen" durch.

Wir sind nun im Killarney National Park, auf dem "Rentner Ring of Kerry". Das ist der Teil, wo die ganzen Reisebusse durchgeschleust werden. Wo man Schafe adoptieren kann, oder einem Schäfer bei seiner Arbeit zuschauen kann, von einer in die tolle Landschaft gezimmerten Tribüne aus. aaargh!

Wir halten am Aussichtspunkt Ladies View an. Das Wetter ist gerade ganz annehmbar, und wir haben Appetit auf Kaffee.


Auf der Suche nach dem richtigen Spot für das "Ladies View" Bild


Der Ausblick von "Ladies View"



Ein paar Meter weiter kommt Molls Gap. Wir biegen 1 km später scharf rechts ab, Black Valley steht da und klingt....zu gut! Es geht eine einspurige Straße steil hinab ins Tal. Wir sind im Zauberland. Ins Black Valley geht es rechts herum, aber das wollen wir ja heute Abend befahren. Also nach links. Die Straße wird immer enger, die sowieso einsamen Häuschen stehen immer weiter auseinander. Das Gras schleift am Bodenblech, manchmal sind nur Zentimeter links und rechts Platz am Auto, auf der Beifahrer-Seite geht es steil nach oben, an der Fahrer-Seite tief bergab, "gesichert" durch einen alten Weidezaun...Wir sind so verzaubert, dass wir komplett vergessen, Fotos zu machen. Wir fahren einfach, und fahren und fahren. Wir fahren am Lough Brin vorbei, die Häuser stehen wieder näher beieinander, wir kommen zurück auf die R568, nur um gleich wieder rechts abzubiegen Richtung Glencar. Ballaghbeama Gap nennt sich das hier, und es ist wirklich toll, einzigartig, großartig,...





In Glencar biegen wir ab Richtung Killorglin. Da trinken wir einen Kaffee, beschließen aber, noch ein paar Meter zu fahren bis zu einem eventuellen Nachtlager, näher am "Gap".

Ja, genau. Das "Gap of Dunloe"...tagsüber ist nicht daran zu denken, mit dem Auto da rein zu fahren. Die Pferdekutscher sollen sogar handgreiflich werden, selbst Motorradfahrer werden schräg angeschaut. Dabei ist das Gap eine normale Straße, da wohnen Leute. Die bekommen Pakete, und Besuch, und...egal. Man soll für ein Befahren des Gaps die frühen Morgenstunden nutzen, oder eben den Abend. Wir machen das so, und wollen ein B&B möglichst nah am Gap haben.

Das finden wir 10 km in einem "Vorort" von Killorglin, in Shanara. Es heisst Farmstead Lodge, Eileen hat ein Zimmer für uns. Das Bad ist über den Gang, aber exklusiv je Zimmer. Bis zum Gap sind es 10 Kilometer...Wir fragen Eileen noch aus über das Wie und Wo zum Gap, und sie meint: geht in Kate Kearneys Cottage was essen, dann ist es nach 7, und ihr werdet kein Problem haben. OK, klingt nach einem Plan. Kate Kearneys...wir bekommen so ein Grummeln in der Magengegend...

Wir fahren also in das berühmte Cottage von Kate...und sind maßlos enttäuscht. Das Ding entpuppt sich als pure Touri-Nepperei, ist so wenig irisch wie nur irgendwas, und das Essen ist wirklich grottenschlecht. Aber wir hatten diese Befürchtung vorher...

Wir haben trotzdem eine gute Zeit, und kommen mit einem Ehepaar aus Spanien ins Gespräch. Die haben einen Säugling und ein Kleinkind dabei. Das Kleinkind quengelt, und wird ruhiggestellt über...eine App auf dem Smartphone. Da tanzt irgendeine Trickfilmfigur, das Kind findet das faszinierend. Und bevor sich Mama Razzo versieht, bekommt sie den Säugling in den Arm gedrückt. Sie kann nun Oma-Gefühle ausleben, und die beiden Eltern können wenigstens in Ruhe kurz essen. Win-Win...Der spanische Junge im Alter von ein paar Monaten hat riesige dunkle Augen, ein sehr sehr hübsches Kind - aber das sind Kinder ja so oder so. Wir tauschen noch Adressen aus, um Fotos auszutauschen (die wir hier bewusst nicht zeigen möchten), quatschen ein paar Minuten angeregt...und verlassen dann das Pub.

Laura, if you read this: Thanks a lot for the good time, all the best for you and your young family!

Der angeschlossene Souvenirladen ist aus unserer Sicht keines Besuches würdig, den selben Kram bekommt man in Dublin in der Henry Street, nur für's halbe Geld.

Marketing schlägt Qualität
Nun gut, wir haben was im Bauch, und sind bereit für das Gap...erstmal die Bilder:





  
















Tja, das Fazit? Das Gap ist eine Bergstraße, wie es viele in Irland gibt. Es ist weder besonders herausfordernd zu fahren, noch besonders spektakulär, wenn man irische Verhältnisse als Maßstab ansetzt. Es ist jederzeit Platz zum Ausweichen bei Gegenverkehr vorhanden...alle paar Meter gibt es eine Ausweichbucht. Die Straße selbst ist auch komfortabel breit, so dass sich an den meisten Stellen auch ohne Ausweichbucht zwei Fahrzeuge aneinander vorbei drücken können. Landschaftlich ist es wirklich schön, aber nicht super duper spektakulär, wie es manche Besucher einem weismachen wollen. Aber wer da ist, sollte sich das natürlich anschauen, keine Frage! Wir waren nach 30 Minuten durch's Gap durch, inkl. der notwendigen Pausen für's Fotografieren - es sind nur rund 3 Kilometer. Es kamen uns exakt zwei Autos entgegen, kein Motorrad, keine Fussgänger, und vor allem keine Pferdekutschen! Mag am Wetter gelegen haben, Irisch durchzogen mit ein paar Tropfen Regen ab und zu - typsich also.

Wir fahren ins Black Valley, welches seinen Namen verdient. Sehr hübsch anzuschauen, landschaftlich toll, schön einsam.









Wir kommen irgendwann 2h später am Molls Gap wieder raus, und machen uns auf den Heimweg Richtung Farmstead Lodge, durch Killarney hindurch.

Alles in allem ein Tag mit vielen Kilometern, aber auch mit tollen Landschaften. Vor allem Black Valley und den Ballaghbeama Gap werden wir lange in Erinnerung behalten.

Gute Nacht!



Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen